Informationen und Lernen neu denken – Michael Wesch: A Portal to Media Literacy

Dies ist eine deutsche Zusammenfassung eines Vortrages „A Portal to Media Literacy“, den Michael Wesch am 17. Juni 2008 an der University of Manitoba gehalten hat:

Ich habe diese Zusammenfassung zu meinem eigenen besseren Verständnis des Vortrags geschrieben – vielleicht hilft sie auch anderen.

Ausgangspunkt ist die Frage: Was ist die Botschaft der Wände eines Hörsaals über Lernen?
Bundesarchiv Bild 183-76942-0005, Leipzig, DHfK, Hörsaal Nord, Studenten

  • Lernen heißt, Informationen zu erwerben (der Raum ist wie eine Informations-Deponie gestaltet)
  • Information ist knapp und schwer zu finden deshalb brauchen wir Experten um die Informationen auszugraben.
  • Vertraue Autoritäten um gute Informationen zu erhalten.
  • Autorisierte Informationen sind jenseits von Diskussion (können nicht diskutiert werden).
  • Gehorche der Autorität.
  • Folge ihr nach.

Daraus folgen auch Erwartungen und Vorstellungen der Studierenden über das Lernen in kleineren Gruppen im Seminar! Diese Botschaft wird auch auf Lernsituationen in kleinen Gruppen übertragen. Viele Studierende haben nicht gelernt, die Art von Fragen zu stellen, die gut sind für eine Diskussion.

Fragen sind Auslöser für Lernprozesse. Wenn man die richtigen Fragen stellt, kann man sehr gut lernen.

Aber was sagen/fragen Studenten innerhalb dieser Wände?

  • Wieviele Punkte erhalte ich dafür?
  • Wie lang muss die Hausarbeit sein?
  • Was müssen wir wissen, um den Test zu bestehen?

–> Bedeutungskrise: Studenten scheinen keine andere Bedeutung in ihrer Ausbildung zu sehen als nur eine Graduierung zu bekommen. Das ist sehr problematisch.

Ab ca. Minute 0:09.00 wird die o.g. Botschaft über Information und Lernen widerlegt:

  • Digitale Information unterscheidet sich von Information auf Papier. Deshalb müssen wir Information neu durchdenken und wir müssen Lernen neu durchdenken:
  • Auf Papier wird Information als eine Sache gedacht, mit einer materiellen Form. Man kann auf sie zeigen, sie hat ihren eigenen logischen Platz in einer spezifischen Hierarchie von Kategorien (vgl. Bibliothekskataloge). Hyperlinking zeigt uns, dass Information zur gleichen Zeit an mehr als einem Platz sein kann. Google macht diese Links nutzbar, das zeigt uns, dass wir vielleicht keine Hierarchien brauchen, denn Information ist vernetzt.
  • Blogger/ Blogs oder YouTube – Jeder kann Information schaffen. Also: Nachfolgen ist überholt.
  • Wikipedia hat uns gezeigt, das man durch Zusammenarbeit auf neuen Wegen Informationen schaffen kann, die es mit den Inhalten von Experten aufnehmen kann – Kollektive Intelligenz nutzbar machen durch Kooperation. –> „Vertraue Autoritäten um gute Informationen zu erhalten“ und „Gehorche Autoritäten“ ist auch zu hinterfragen.
  • „Autorisierte Informationen sind jenseits von Diskussion (können nicht diskutiert werden)“ ändert sich in „Um Information zu autorisieren brauchen wir Diskussion“.
  • Information finden und organisieren durch Tagging – Tags mit anderen in sozialen Netzwerken teilen. RSS lehrt uns, dass Information uns finden kann. –> „Information ist schwer zu finden“ ist überholt..

—>Lernen heißt nicht, Informationen zu erwerben. Lernen heißt, Informationen zu diskutieren, Informationen zu bezweifeln, Informationen zu kritisieren, Informationen zu teilen, Informationen zu schaffen. Lernen heißt, bedeutungsvolle Verbindungen zwischen Informationen zu erzeugen. Lernen heißt Bedeutung zu erschaffen.

Wie können wir bedeutungsvolle Verbindungen, wie können wir Bedeutung erzeugen?
Wie können wir Studenten erschaffen, die bedeutungsvolle Verbindungen erzeugen können? Das sind die Kernfragen.

Es gibt zwei Arten von bedeutungsvollen Verbindungen (zwei Bedeutungen von „Bedeutung“):

  • Eine semantische: Ein Wort, Konzept oder eine Idee ist nicht an sich bedeutungsvoll, sondern indem sie sich auf andere Wörter, Konzepte, Ideen bezieht, sich mit ihnen verbindet oder sie kontrastiert.
  • Eine persönliche: Eine Person findet ihre eigene Bedeutung und Bedeutsamkeit (ihre Identität) nicht einfach darin, wer sie ist, sondern wie sie sich mit anderen Menschen in Beziehung setzt, verbindet oder sie kontrastiert.

Diese beiden Bedeutungen sind untrennbar und voneinander abhängig, wenn es um Lernen geht. „Studenten lernen das, was sie interessiert von Leuten die sie wichtig nehmen und von denen sie wissen, dass sie von ihnen wichtig genommen werden“ –„Students learn what they care about, from people they care about and who, they know, care about them.“ (Barbara Harrell Carson)

Wie Bedeutung erzeugen?

  1. Finde eine große, bedeutende Geschichte um Relevanz und Kontext für das Lernen zu haben (ansprechen der semantischen Bedeutung)
  2. Schaffe eine Lernumgebung, die die Lernenden ernst nimmt und motiviert (ansprechen der persönlichen Bedeutung)
  3. Tu beides in einer Art und Weise, die die existierende mediale Umgebung erkennt und wirksam einsetzt und so den Lernenden erlaubt, die existierende mediale Umgebung zu erkennen und wirksam einzusetzen. Geh weit über Facebook und diese Dinge hinaus und begreife, dass Medien mächtige Werkzeuge für das Lernen sind.

Ab ca. 0:24:30 konkrete Beispiele für mediale Umgebungen (Media Environment), für (kollaborative) Werkzeuges z.B.: http://www.netvibes.com/de und deren Nutzung in Lehr/Lernsituationen: Studenten machen z.B. in kooperativer Arbeit Notizen zur Vorlesung in einem Wiki – Wiki Pages haben Discussion sections – Network Model of Teaching (vgl., 0:44:30)

Um im Klassenzimmer Bedeutung zu erzeugen, sollte man eine Frage finden, die es wert ist, von den Lernenden erforscht und diskutiert zu werden und die es erlaubt, Gruppenarbeit zu organisieren. Gruppenarbeit kann z.B. über ein Wiki gemacht werden.

—> Also handlungsorientierte Didaktik/ Projekte anstelle von Frontalunterricht.

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